Wenn Schülerinnen und Schüler häufig im Unterricht fehlen, ist dies ein zentraler Risikofaktor für ihre weitere schulische Laufbahn. Diese häufigen Fehlzeiten können dazu führen, dass Abschlüsse nicht erreicht werden und der Übergang in das Berufsleben nicht gelingt. Schulabsentismus umfasst alle Verhaltensmuster, die zu erhöhten Fehlzeiten führen, ohne dass eine nachvollziehbare externe Ursache vorliegt, wie z. B. eine körperliche Erkrankung.
- Schulschwänzen: Das Fehlen in der Schule findet ohne Wissen der Eltern statt.
- Schulangst: Es besteht Angst vor Leistungsanforderungen, Prüfungssituationen, Reaktionen der Mitschülerinnen und Mitschüler oder auch Lehrkräfte. Sie ist häufig gekennzeichnet von einer erlebten Überforderung oder negativen Schulerfahrungen im Vorfeld.
- Schulphobie: Trennungsängste verhindern den Schulbesuch, häufig gekennzeichnet durch somatische Beschwerden und Bindungsauffälligkeiten.
- „Zurückhalten“: Das Zuhause Bleiben findet mit elterlichem Wissen und Billigung statt. Das Elternhaus hält Schülerinnen und Schüler zurück.
Gründe für Schulabsentismus können persönliche, familiäre oder schulische Probleme sein, aber auch ein illegitimes Fernbleiben zugunsten einer angenehmeren Aktivität. Die Gefahr ist, dass ein bewusstes Versäumen vom Unterricht oder von Prüfungssituationen für die Kinder und Jugendlichen wie eine Belohnung wirkt und vermeidendes Verhalten aufrechterhält.
Jeden Tag in die Schule zu gehen ist daher nicht nur eine gesetzliche Pflicht, sondern entscheidend für die persönliche, soziale, schulische und letztendlich auch berufliche Entwicklung.
- Als Eltern auf den täglichen Schulbesuch bestehen und sich bei Bedarf Unterstützung holen.
- Als Schule die Fehlzeiten erfassen, frühzeitig reagieren und bei fragwürdigen Versäumnissen nachhaken: Gespräch mit der Familie suchen, Hintergründe erkunden, Beratung anbieten.
- Als Schülerin oder Schüler sich bei Problemen beim Lernen, in der Klasse, mit Lehrkräften oder auch in der Familie Unterstützung holen und sich den Problemen stellen, da sie sonst übermächtig werden.
- Als erste Anlaufstelle steht das Beratungsteam der Schule (Schulpsychologin, Schulpsychologe, Beratungslehrkraft, Sozialpädagogin und Sozialpädagoge) zur Verfügung. Sprechzeiten und Kontaktmöglichkeiten finden Sie auf der Schulhomepage und dem Aushang im Schulgebäude.
- Weitere Informationen bietet auch Ihre Staatliche Schulberatungsstelle.
- Erziehungsberatungsstellen stellen ein außerschulisches Beratungsangebot dar, z. B.: Nummergegenkummer
- Das Amt für Jugend und Familie bietet im Rahmen der Jugendhilfe wichtige Unterstützung an.
- Bei komplexerer oder langanhaltender Problematik können durch Psychotherapie oder einen Klinikaufenthalt entscheidende Maßnahmen zum weiteren Vorgehen eingeleitet werden.
Schulabsentismus hat viele Facetten und muss daher ganzheitlich aus persönlicher, schulischer und familiärer Sicht betrachtet werden. Gemeinsames Ziel ist es Kinder und Jugendliche an Schule teilhaben zu lassen und diese positiv erleben zu lassen. Dabei ist ein gelingendes Zusammenspiel von Familie und Schule sowie der individuelle Blick auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler entscheidend für die Wiederaufnahme des Schulbesuchs.
- D. Walter und M. Döpfner: Schulvermeidung, 2020, Hogrefe
- Heinrich Ricking, Karsten Speck: Schulabsentismus und Eltern, 2018, Springer VS
- Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, Resilienzförderung in der Schule
Stand: 25. Oktober 2024